Von Florian Görlich, Leiter Region Süd der UBS in Deutschland
Im Zuge der Coronapandemie sahen sich Regierungen weltweit veranlasst, Volkswirtschaften abrupt und fast gleichzeitig herunterzufahren und sie dann mit massiver Stimulierung wieder anzukurbeln. Dies hatte Folgen: Inflation, angespannte Arbeitsmärkte sowie ein Anstieg von Zinssätzen, Anleiherenditen und Staatsschulden prägten seitdem die Märkte. Hinzu kamen Kriege in erdölproduzierenden Regionen, eine reifere Wirtschaft in China und eine wieder viel aktivere nationale Industrie- und Umweltpolitik, was zu einer Neusortierung der geopolitischen Bühne beitrug. Und parallel dazu brachten neue Entwicklungen im Feld der künstlichen Intelligenz fundamentale gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen auf den Weg. Damit befinden wir uns heute in einer neuen Welt, die von wirtschaftlicher Unsicherheit, geopolitischer und ökologischer Instabilität, aber auch von tiefgreifenden technologischen Veränderungen geprägt ist. Vor diesem Hintergrund kann Investieren eine Herausforderung sein. Worauf also sollten Investoren im neuen Jahr vorbereitet sein?
Damit befinden wir uns heute in einer neuen Welt, die von wirtschaftlicher Unsicherheit, geopolitischer und ökologischer Instabilität, aber auch von tiefgreifenden technologischen Veränderungen geprägt ist. Vor diesem Hintergrund kann Investieren eine Herausforderung sein. Worauf also sollten Investoren im neuen Jahr vorbereitet sein?
Mit Blick auf das Jahr 2024 rechnen wir bei UBS zunächst mit einer Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums. In den USA ist die Geldpolitik inzwischen restriktiv, die Fiskalpolitik wird weniger expansiv sein und die Verbraucher könnten ihre Ausgaben angesichts kleinerer Ersparnisse und geringerer Möglichkeiten, Kreditkartenschulden auszuweiten, reduzieren. Auch in Europa gehen wir davon aus, dass das Wachstum gedämpft bleiben wird. Mit Blick auf China sollte 2024 eine «neue Normalität» mit geringerem Wachstum als in der Vergangenheit einkehren.
Zweitens nehmen wir an, dass die Zentralbanken mit ersten Zinssenkungen beginnen werden. In unserem Basisszenario erwarten wir, dass die Kerninflation der Verbraucherpreise in den USA und der Eurozone aufgrund der schwächeren Verbrauchernachfrage und des langsameren Lohnwachstums Ende 2024 im Bereich von 2 bis 2,5 Prozent liegen wird. Das sollte den Zentralbanken genügend Vertrauen geben, um die Zinsen ab Mitte des Jahres graduell zu senken.
Drittens erwarten wir, dass die Politik auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Die US-Präsidentschaftswahlen, die Kriege zwischen Israel und der Hamas sowie zwischen Russland und der Ukraine oder auch die Rivalität zwischen den USA und China haben das Potenzial, die Märkte in 2024 maßgeblich zu beeinflussen. Vor diesem Hintergrund sollten sich Anlegerinnen und Anleger mit einigen Kernstrategien für das kommende Jahr positionieren.
Krieg und geopolitische Risiken können die wahrgenommene Sicherheit von Bargeld erhöhen. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Zinssätze in 2024 und darüber hinaus sinken werden, was die Rendite von Barmitteln verringern und die Reinvestitionsrisiken erhöhen wird. Barmittel, die auf absehbare Zeit nicht benötigt werden, sollten also frühzeitig hinterfragt werden. Zusätzlich bietet eine Kombination aus Festgeldanlagen, Anleihenleitern und strukturierten Lösungen eine gute Möglichkeit, um erwartete Portfolioentnahmen in den nächsten fünf Jahren abzusichern.
In einem Umfeld schwächeren Wachstums dürften unserer Meinung nach Unternehmen mit einer hohen Kapitalrendite, einem über die Jahre stabilen Gewinnwachstum und einer niedrigen Verschuldung am besten positioniert sein, um ein robustes Gewinnwachstum zu erzielen. Wer hier nicht gut aufgestellt ist, wird mit der Kombination aus Abwärtsdruck auf die Umsätze und höheren Finanzierungskosten zu kämpfen haben. Aus Sicht von Investoren ist 2024 daher ein guter Zeitpunkt, um bei Aktien auf Qualität zu setzen. Solche Qualitätsaktien sind unter anderem in Bereichen wie Technologie, Basiskonsumgüter und Energie zu finden.
Bei festverzinslichen Wertpapieren halten wir es für einen guten Zeitpunkt, um Qualitätsanleihen zu kaufen, die attraktive Renditen, das Potenzial für Kapitalzuwachs und eine Portfolioabsicherung gegen Abwärtsszenarien kombinieren. Wir halten die Markterwartungen, dass die Federal Reserve die Zinsen in den nächsten fünf Jahren nicht unter 4 Prozent senken wird, für zu restriktiv. Zusätzlich bieten die aktuellen Renditen einen erheblichen Puffer. Die Renditen fünfjähriger US-Staatsanleihen müssten bei aktuellen Niveaus bis Ende 2024 über 5,5 Prozent liegen, damit Anleger eine negative Gesamtrendite erzielen.
Vor dem Hintergrund von Krieg und geopolitischer Unsicherheit zu investieren, kann eine Herausforderung sein. Eine ausgewogene Diversifikation und ein Fokus auf Qualität sind aus unserer Sicht die beste Strategie, um Risiken im neuen Jahr zu mindern. Aber es können auch zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Portfolios ergriffen werden.
Vor allem Öl und Gold bieten sich als geopolitische Absicherungsmöglichkeit an. Eine Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hamas, einschließlich einer Unterbrechung der iranischen Exporte, könnte zu einem Anstieg in Richtung oder über 120 US-Dollar pro Barrel führen. Und wir glauben, dass Gold bis zum Jahresende 2.150 US-Dollar pro Unze erreichen könnte.
Auch sehen wir Makro-Hedge-Fonds als möglichen Portfolio-Diversifikator, um Risiken zu mindern. In der Vergangenheit waren Makro-Fonds nicht selten in der Lage, in Zeiten von Aktienmarktrückgängen eine positive Performance zu erzielen.
Trotz der Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums im nächsten Jahr bleibt der Bedarf an langfristigen Infrastrukturinvestitionen hoch. Sie sind zur Steigerung der Produktivität, zur Unterstützung von Reshoring-Bemühungen und zur Erreichung der Netto-Null-Ziele unverzichtbar. Allein die asiatischen Schwellenländer müssen bis 2030 jährlich 1,7 Billionen US-Dollar für Infrastruktur ausgeben, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir rechnen zudem von 2021 bis 2030 weltweit mit etwa 40 bis 50 Billionen Dollar an Investitionen in die Energiewende. Hohe Eintrittsbarrieren, eine meist wenig zyklische Nachfrage und inflationsgebundene Erträge machen Infrastrukturanlagen zu einer langfristigen Quelle für Kapitalzuwachs und Erträge in Mischportfolios.
Am Immobilienmarkt gehen wir im kommenden Jahr selektiv vor und konzentrieren uns nach wie vor auf Qualität und Widerstandsfähigkeit. Die Fundamentaldaten in den Sektoren Industrie, Logistik und Mehrfamilienhäuser sind unseres Erachtens solide. Dies wird durch vorteilhafte Trends wie den E-Commerce und die demografische Entwicklung unterstützt. Die Unsicherheit ist zwar groß, doch die gegenwärtigen Herausforderungen für den US-Büromarkt werden im kommenden Jahrzehnt zu interessanten Anlagechancen führen. Falls die Preise einiger Bürogebäude weiter fallen sollten, erkennen wir in der Umwandlung und Nachrüstung potenzielle Chancen.
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Wir verstehen den Wert von lokalem Wissen, das sich über den gesamten Globus verteilt. Genau hier im Herzen Münchens haben unsere Kundenberater Erfahrungen in den Gebieten Investment Banking, Wealth Planning und Asset Management.
Die Präsidentschaftswahlen in den USA haben zwar grosse Bedeutung für die Innen- und Aussenpolitik. Unsere Analysen ergeben jedoch, dass sie keine zuverlässigen Auswirkungen auf die Märkte haben. Wir raten Anlegern, ihre politischen Präferenzen an den Wahlurnen auszudrücken, nicht mit ihren Portfolios.